Trumps Zölle treffen deutsche Großhändler – Exporte dürften schrumpfen

Berlin (Reuters) -Die deutschen Großhändler und Exporteure blicken weiterhin pessimistisch auf dieses Jahr. Die Ausfuhren dürften um 2,5 Prozent schrumpfen, sagte Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) am Donnerstag zu Journalisten. “Die Aussichten sind nach wie vor düster.” Bisher wurde mit einem Minus von 2,7 Prozent kalkuliert. Bei den Importen wird mit einem Anstieg von 4,5 Prozent gerechnet – vor allem aus China, den USA und Großbritannien. Jandura geht von anhaltenden Belastungen durch die neuen US-Zölle aus. Die EU-Kommission müsse Nachbesserungen im Handelsabkommen mit den USA durchsetzen.

“Der deutsche Außenhandel bleibt auch nach dem ersten Halbjahr 2025 in der Krise”, sagte er. Die Ausfuhren sanken demnach um 0,1 Prozent, während die Einfuhren um 4,4 Prozent zulegten. “Viele Unternehmen kämpfen mit stagnierenden oder sinkenden Umsätzen.” Der international immer wieder kritisierte Exportüberschuss Deutschlands sei im Halbjahr auf 104 Milliarden Euro zurückgegangen, ein Minus von über 22 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Jandura äußerte sich enttäuscht zu den ersten vier Monaten der Regierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU). “Wir haben uns da mehr erwartet.” Die Hoffnung nach der Wahl sei groß gewesen. Es brauche mehr Impulse für Wirtschaftswachstum und eine Stärkung des Standorts. Ohne eine florierende Wirtschaft und damit sprudelnde Steuereinnahmen seien die anderen Vorhaben der Regierung auch nicht finanzierbar. Er verwies auf eine BGA-Umfrage unter den Verbandsmitgliedern, die ein besorgniserregendes Bild zeichne. 54 Prozent der Firmen erwarteten im Außenhandel eine rückläufige oder stark rückläufige Entwicklung. Allein in den vergangenen zwölf Monaten seien im Groß- und Außenhandel 43.000 Jobs verlorengegangen.

BGA: TRUMP NUTZT ZÖLLE ALS POLITISCHE WAFFE

Belastet wird die Branche vor allem durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. “Viele der neuen US-Zölle sind so hoch, dass Geschäfte schlichtweg unmöglich werden – für zahlreiche deutsche Exporteure bedeutet das faktisch den Verlust des US-Marktes”, beklagte Jandura. Knapp 60 Prozent der deutschen Firmen sehen sich in der BGA-Umfrage negativ betroffen.

Die USA stellen für die meisten Importe aus Europa künftig 15 Prozent in Rechnung, während auf Ausfuhren der US-Industrie keine Zölle erhoben werden. Umgesetzt ist dies noch nicht. Die EU hat zudem zugesagt, bis 2028 in den USA Flüssigerdgas, Öl und Atomenergieprodukte für 750 Milliarden Dollar zu kaufen sowie in den USA hergestellte Chips für Künstliche Intelligenz im Wert von 40 Milliarden. EU-Unternehmen sollen bis 2028 auch zusätzlich 600 Milliarden Dollar in strategisch wichtige Branchen der USA investieren.

“Die Botschaft ist eindeutig: Zölle als politisches Druckmittel sind dabei, zur neuen Normalität zu werden”, sagte Jandura. “Von verlässlicher Planungssicherheit kann keine Rede sein.” Ob die Umsetzung des Handelsdeals mit Trump den europäischen Gesetzgebungsprozess überstehe, sei fraglich. “Der Widerstand wächst.”

Er verwies darauf, dass mit der Ausweitung der 50-Prozent-Zölle auf 407 weitere Stahl- und Aluminiumderivate nun die Autoindustrie und der Maschinen- und Anlagenbau ins Visier gerate. “Branchen, die für Deutschland von strategischer Bedeutung sind.” Trump nutze Zölle als politische Waffe. “Unsere klare Erwartung an die EU-Kommission lautet deshalb: Bei dem Verhandlungsergebnis mit den USA muss nachgebessert werden.” Die EU sollte auch Bürokratie abbauen und neue Freihandelsabkommen mit anderen Weltregionen abschließen.

Laut dem weltgrößten Kreditversicherer Allianz Trade fiel im Juli ein effektiv erhobener durchschnittlicher US-Zollsatz von zehn Prozent an, weniger als erwartet. Künftig dürften es im Schnitt 14 Prozent sein. Ein noch höherer Satz werde verhindert, weil Unternehmen ihre Lieferketten neu aufstellten. “Die Unsicherheit ist gekommen, um zu bleiben”, sagte Allianz-Trade-Experte Milo Bogaerts. “Allerdings sitzen die Unternehmen nicht untätig da, sondern suchen aktiv nach alternativen Lösungen. Dadurch verschieben sich Handelsströme und Lieferketten.”

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Myria Mildenberger.)

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