Moskau (Reuters) – Die russische Zentralbank hat ihren Leitzins gesenkt – allerdings weniger als gedacht.
Der Zinssatz werde von 18 auf 17 Prozent zurückgenommen, teilten die Währungshüter am Freitag in Moskau mit. Weitere Zinsschritte hingen davon ab, ob sich die Inflation verlangsame. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte 27 Ökonomen hatten sogar mit einem Zinsschritt auf 16 Prozent gerechnet.
Die Inflation in Russland, die von den Militärausgaben für den Krieg gegen die Ukraine und den westlichen Sanktionen befeuert wird, war im August nach offiziellen Angaben leicht auf 8,14 Prozent gesunken, nach 8,79 Prozent im Juli. Die Zentralbank peilt eine Zielmarke von rund vier Prozent an und steht unter erheblichem Druck aus der Wirtschaft, ihre Geldpolitik zu lockern. Unternehmensvertreter hatten beklagt, dass sich Investitionen bei dem hohen Zinsniveau nicht mehr lohnten. Die Währungshüter kündigten nun an, man werde die Geldpolitik so straff wie nötig halten, um die Inflation 2026 wieder auf das Zielniveau zu bekommen.
Der russische Rubel hat zuletzt weiter an Wert verloren. Analysten zufolge hängt dies mit verschiedenen Faktoren zusammen. So mehren sich die Hinweise auf eine wirtschaftliche Schwäche. Sberbank-Chef German Gref warnte vor einer Krise: Sollte die Zentralbank die Zinsen nicht drastisch senken, werde das Land in eine Rezession geraten. Finanzminister Anton Siluanow hatte angekündigt, eine Erhöhung der Schulden sei möglich. Dies werde aber in einem “vernünftigen Rahmen” geschehen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat sein Land nach der Ukraine-Invasion vor rund dreieinhalb Jahren auf Kriegswirtschaft umgestellt. Das hat das Preisgefüge durcheinandergebracht. Viele Unternehmen außerhalb der Rüstungsindustrie müssen wegen Fachkräftemangels auch im Zuge der militärischen Mobilisierungskampagne hohe Löhne zahlen, um ihre Mitarbeiter zu halten oder zu bekommen. Die höheren Personalkosten werden großteils an die Kunden weitergereicht. Den Unternehmen machen die hohen Zinsen zusätzlich zu schaffen, verteuern sie doch die Kreditaufnahme für Investitionen erheblich.
(Reuters-Büro Moskau, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)