Berlin (Reuters) – Die Ungleichheit bei den Löhnen ist einer Studie zufolge im vergangenen Jahrzehnt in Deutschland deutlich gesunken.
Der obere Rand der Lohnskala habe 2020 monatlich gut das Vierfache des unteren Segmentes verdient, wie aus der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. 2011 war es noch das Elffache. “Es ist erfreulich, dass die Lohnungleichheit in den vergangenen zehn Jahren wieder deutlich gesunken ist”, sagte Studienautor Markus Grabka. Dies sei auch dem gesetzlichen Mindestlohn zu verdanken. Dieser wurde am 1. Januar 2015 eingeführt. Zum 1. Oktober soll er auf zwölf Euro je Stunde steigen.
“In früheren Krisen wie der Finanzkrise und auch während der Coronakrise ist die Schere zwischen Arm und Reich nicht weiter auseinandergegangen, weil die Bundesregierung dem durch geeignete Maßnahmen entgegengewirkt hat”, sagte Grabka. “Was mich aber besorgt, ist die derzeit hohe Inflation.” Diese werde aller Wahrscheinlichkeit nach dazu führen, dass die Bevölkerung in den kommenden Jahren real weniger Einkommen zur Verfügung haben werde. Die Teuerungsrate liegt aktuell mit 7,9 Prozent so hoch wie seit den frühen 70er Jahren nicht mehr.
Die von der Bundesregierung beschlossene Energiepreispauschale sei als Entlastungsmaßnahme zwar zu begrüßen. Da diese aber nur für alle aktiv tätigen Erwerbspersonen gewährt werde, dürften andere Haushalte, die von dieser Maßnahme ausgeschlossen sind, nicht aus dem Blick geraten – etwa Rentnerinnen und Rentner oder auch Studierende. “Für diese Gruppen sollten daher andere Instrumente einer finanziellen Unterstützung gefunden werden”, sagte Grabka.
Wie sich die Corona-Pandemie auf Löhne, Einkommen und deren Ungleichheit auswirkt, ist bisher nur unvollständig erfasst. Die aktuelle Haushaltsbefragung – auf der die DIW-Studie beruht – war bis zur Corona-Pandemie schon zur Hälfte abgeschlossen. “Vorläufige Stichproben lassen vermuten, dass die Pandemie die Ungleichheit der Haushaltsnettoeinkommen bisher nicht erhöht hat”, hieß es dazu.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Kerstin Dörr – Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)