Konjunktursorgen bremsen Nachfrage bei VW und Mercedes nicht

München (Reuters) – Wachsende wirtschaftliche Unsicherheit angesichts von Ukraine-Krieg, Inflation und globalen Lieferkettenproblemen kann der hohen Autonachfrage bisher nichts anhaben.

“Wir sehen überhaupt kein Zeichen, dass die starke Nachfrage nach Süden geht”, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius am Mittwoch auf einer Konferenz der Nachrichtenagentur Reuters in München. Das wirtschaftliche Umfeld müsse angesichts Rezessionsrisiken aufgrund steigender Leitzinsen in den USA und im Euro-Raum im Blick sein. “Hier muss man auf der Hut sein.” Der Chipmangel werde gleichwohl die Branche weiter beschäftigen bis ins kommende Jahr hinein.

Volkswagen geht unterdessen von Entspannung beim Halbleitermangel aus und bleibt bei hohem Auftragsbestands optimistisch für das zweite Halbjahr. Die Nachfrage insbesondere nach gut ausgestatteten Fahrzeugen sei weiter hoch, sagte Finanzchef Arno Antlitz auf der Reuters-Konferenz. Der VW-Topmanager mahnte jedoch zu Vorsicht, was das Überwälzen steigender Rohstoffkosten auf die Autokäufer angeht. In der Autoindustrie herrscht wegen des Chipmangels seit dem vergangenen Jahr Knappheit beim Neuwagen-Angebot. Die Autobauer konnten daher kräftige Preiserhöhungen durchsetzen und hohe Gewinne einfahren. Doch mit besserer Chipversorgung werde die Konkurrenz wieder härter, während die Kosten weiter steigen, erklärte Antlitz. “Rohstoffpreise werden unsere Produktion verteuern, aber Preiserhöhungen werden nicht ohne Weiteres durchsetzbar sein.” Volkswagen müsse daher den Fokus wieder stärker auf Kostensenkungen legen.

“ELEKTRIFIZIERUNG UNUMKEHRBAR”

Den Beschluss der EU-Mitgliedsstaaten, in Europa ab 2035 keine neuen Verbrennerautos mehr zuzulassen, sehen die Autobauer als Ansporn des längst eingeschlagenen Weges zur Elektromobilität. Dieser Umbruch sei unumkehrbar, sagte Antlitz. Volkswagen wie Mercedes treibt jetzt vor allem die Frage um, wie die Batterieproduktion abgesichert werden kann. “Tempo ist jetzt entscheidend, der politische Wille in Europa ist sehr stark”, sagte Källenius zu den schärferen Klimaschutzregeln für die Autoindustrie.

“Das herausforderndste Thema ist nicht der Hochlauf der Autofabriken. Das herausforderndste Thema wird der Hochlauf der Batterie-Lieferkette sein”, sagte Antlitz. Volkswagen will in den kommenden Jahren allein in Europa sechs Batteriezellfabriken bauen. Källenius sagte mit Blick auf die ausreichende Versorgung mit Batterierohstoffen wie Lithium, es genüge nicht, hier Lieferverträge abzuschließen. “Wir müssen eine aktivere Rolle spielen”, sagte er. Die gesamte Lieferkette bis hin zu den Rohstoff-Minen sei abzusichern. Mercedes-Benz werde zwar kein Bergbauer. Aber ein Engagement mit Kapital sei möglich. “Wir müssen uns hier an allen Fronten engagieren.”

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