Augsburg (Reuters) – Die Eisenbahnergewerkschaft EVG hat den großen Warnstreik mit der bundesweiten Einstellung des Fernverkehrs mit einer harten Haltung der Deutschen Bahn in der Tarifauseinandersetzung verteidigt und warnt vor neuen Ausfällen in den Osterferien.
“Wir streiken für ein tragfähiges Angebot”, sagte der EVG-Vorsitzende Martin Burkert der Zeitung “Augsburger Allgemeinen” (Montagausgabe) laut Vorabbericht. “Was die Bahn bisher auf den Tisch gelegt hat, ist gar nichts.” Die Bahn arbeite sogar mit unsozialen Gegenforderungen, wie Urlaubskürzungen. Der EVG-Chef hält daher weitere Warnstreiks auch in der Urlaubszeit über Ostern für möglich. Die Gewerkschaft strebe das aber nicht an. “Es hängt davon, ob der Bahnvorstand bald ein ordentliches Angebot vorlegt”.
Burkert wies Vorwürfe der Arbeitgeberseite zurück, der Großstreik mitten in den Tarifverhandlungen sei “unverhältnismäßig”. “Wir gehen mit dem Streikrecht verantwortungsbewusst um”, sagte der Gewerkschafter. Er habe Verständnis für die Bahnfahrer, die über die ausfallenden Züge frustriert sind. Die Beschäftigten im Verkehrsbereich seien aber auf deutliche Lohnerhöhungen angewiesen. “Wir haben bei den Kollegen in den unteren Lohngruppen, wie zum Beispiel Busfahrern und Kundenbetreuern, Löhne von 2100 bis 2400 Euro brutto”, sagte Burkert. Unverhältnismäßig finde er daher etwas ganz anderes: “Dass der Bahnchef das 30- bis 40-fache Jahresgehalt seiner Mitarbeiter bekommt. Wir fordern einen Sockelbetrag von mindestens 650 Euro mehr pro Monat oder 12 Prozent. Daran ist nichts unverhältnismäßig. Die Leute sind richtig sauer und streikbereit.”
Während der Corona-Pandemie habe sich die Gewerkschaft auf ein kleines Lohnplus von 1,5 Prozent mit dem Vorstand verständigt. “Wir haben also unseren Beitrag geleistet.” Die EVG verhandele derzeit neue Tarifverträge mit 50 Unternehmen. “Die Branche schaut aber natürlich auf die Deutsche Bahn.”
(Bericht von Katharina Loesche. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)