Berlin (Reuters) – Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante beraten Bund und Länder am Dienstag über die Corona-Lage und das weitere Vorgehen.
Das vereinbarten Bundeskanzler Scholz und Nordrhein-Westfalens Regierungschef Hendrik Wüst als Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz, wie beide Seiten am Sonntagabend mitteilten. Bei dem Austausch der Regierungschefs von Bund und Ländern solle es neben der Auswertung der ersten Stellungnahme des Expertenrats der Bundesregierung zu Covid-19 um vorbereitende Maßnahmen zum Schutz der kritischen Infrastruktur (KRITIS) sowie weitere kontaktreduzierende Maßnahmen zum Schutz des Gesundheitssystems vor einer drohenden Überlastung in Folge der Omikron-Welle gehen.
Der neue Corona-Expertenrat der Regierung hatte zuvor wegen der schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante Handlungsbedarf bereits für die kommenden Tage angemahnt. “Wirksame bundesweit abgestimmte Gegenmaßnahmen zur Kontrolle des Infektionsgeschehens sind vorzubereiten, insbesondere gut geplante und gut kommunizierte Kontaktbeschränkungen”, heißt es in einer Stellungnahme des Gremiums. Die aktuell geltenden Maßnahmen müssten noch stringenter fortgeführt werden. Parallel sollte die Impfkampagne erheblich intensiviert werden. Die Boosterimpfungen, wie auch die Erst- und Zweitimpfungen, müssten auch über die kommenden Feiertage mit allen verfügbaren Mitteln fortgesetzt und weiter beschleunigt werden.
LAUTERBACH SCHLIESST LOCKDOWN ÜBER WEIHNACHTEN AUS
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schließt indes einen raschen Corona-Lockdown ungeachtet der sich ausbreitenden Omikron-Variante aus. “Nein, einen Lockdown – so wie in den Niederlanden, vor Weihnachten – den werden wir hier nicht haben”, sagte der SPD-Politiker der ARD in einem Interview, das am Sonntagabend ausgestrahlt wurde. Eine fünfte Corona-Welle werde kommen, da bereits jetzt eine kritische Zahl von Infizierten mit der neuen, ansteckenderen Omikron-Variante überschritten worden sei. “Somit lässt sich diese Welle nicht mehr komplett aufhalten. Und der müssen wir begegnen. Das ist ganz klar.”, sagt Lauterbach.
Zentrale Botschaft sei nun, dass mit Booster-Impfungen diejenigen geschützten werden könnten, die sonst besonders gefährdet seien. “Da wollen wir ja ansetzen.” Darüber hinaus müssten auch für die Feiertage die Menschen aufgeklärt werden, was möglich sei und was nicht. “Die Booster-Welle läuft weiter. Die Omikron-Welle kommt.” Es sei jetzt genug Impfstoff vorhanden, um die Auffrischungskampagne zu fahren.
Zu der Frage, ob möglicherweise flächendeckende Arbeitsausfälle im ganzen Land drohten und damit etwa auch bei Polizisten oder Feuerwehrleuten, sagte Lauterbach: “Wir prüfen tatsächlich, wie wir die sogenannte kritische Infrastruktur schützen können, wenn es zu einer solchen Entwicklung käme.” Er fügte hinzu: “Wir tun alles, was wir können, um dies zu verhindern. Aber wir müssen vorbereitet sein.” Es gebe dafür Krisenpläne.
Lauterbach sprach sich für die geplante Impfpflicht aus. Die Varianten, die jetzt kommen, seien so ansteckend, dass man sich Impflücken nicht leisten könne. “Mein Wunsch wäre einfach, jetzt schnell zu reagieren und dann mit guten Impfstoffen die Bevölkerung so abzusichern, dass wir dann eine weitere Welle nicht wirklich fürchten müssen”, sagte Lauterbach.