Corona-Zahlen steigen – Aber Krankenhäuser sehen Omikron-Welle gelassener

Berlin (Reuters) – Trotz steigender Corona-Neuinfektionen geben die Krankenhäuser Entwarnung für die Omikron-Welle.

“Ich rechne aktuell für die kommenden Wochen nicht mehr mit einer Überlastung des deutschen Gesundheitswesens”, sagte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, der “Bild”-Zeitung. Ein entscheidender Grund dafür seien die aktuellen Maßnahmen, die deutlich dazu beigetragen hätten, dass die Welle deutlich flacher gehalten werde als befürchtet. Allerdings warnte er wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einer zu frühen Aufgabe von Maßnahmen. Lauterbach hatte am Dienstagabend gesagt, dass man bei einem zu frühen Lockerungskurs wie etwa in Israel mit bis zu 500 Corona-Toten am Tag rechnen müsse.

Das Robert-Koch-Institut meldete zwar weiter steigende Corona-Neuinfektionen, allerdings mit vermindertem Tempo: Das RKI registrierte am Mittwoch 234.250 positive Tests binnen 24 Stunden. Das sind 25.752 Fälle mehr als am Mittwoch vor einer Woche, als 208.498 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf einen neuen Höchstwert von 1450,8 von 1441,0 am Vortag. 272 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Erstmals sind laut RKI mehr als drei Millionen Menschen akut infiziert. Den Höhepunkt der Omikron-Welle erwartet das Gesundheitsministerium Mitte Februar mit wahrscheinlich mindestens 400.000 Neuinfektionen täglich.

Derzeit nehmen die Zahlen der in Krankenhäuser eingelieferten Patienten mit Corona sowie die Intensivpatienten zwar wieder zu: Die Hospitalisierungs-Inzidenz war laut RKI am Dienstag auf 5,6 gestiegen. Sie weist aus, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner in einer Woche mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Die Einweisungen betreffen aber derzeit vor allem Normalstationen in den Hospitälern, weil der Krankheitsverlauf bei einer Infektion mit der Omikron-Virus-Variante im Schnitt milder verläuft. Auf den Intensivstationen wurden am Dienstag dort 2350 Corona-Patientinnen und -Patienten gemeldet. DKG-Präsident Gaß riet der Politik, die Corona-Maßnahmen bis zum Höhepunkt der Omikron-Welle beizubehalten. Danach könne die Politik schrittweise Lockerungen für die kommenden Wochen ins Auge fassen.

Die gesunkene Angst vor einer Überlastung des Gesundheitssystems ist Hintergrund für die von einigen Politikern geforderte Lockerungsdebatte. Diese wird auch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angeschoben, obwohl Bayern mittlerweile mit 1840,4 die höchste Sieben-Tages-Inzidenz unter den 16 Ländern aufweist. Kommende Woche wollen Kanzler Olaf Scholz und die 16 Ministerpräsidentinnen und -präsidenten über den weiteren Corona-Kurs beraten. Auch Polen peilt eine Aufhebung der Corona-Beschränkungen im März an, wenn die Zahl der täglichen Neuinfektionen weiterhin im derzeitigen Tempo sinkt. Das kündigt Gesundheitsminister Adam Niedzielski in der Zeitung “Fakt” an.

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