London (Reuters) – Die britische Notenbank stemmt sich mit einer weiteren Zinsanhebung gegen die hochschießende Inflation im Land.
Da die Wirtschaft aber durch den Energiepreisschub stark belastet wird, äußerte sich die Bank of England zu weiteren Zinsschritten vorsichtiger als zuletzt. Die Währungshüter erhöhten am Donnerstag den geldpolitischen Leitzins um einen Viertel Punkt auf 0,75 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten dies erwartet. Acht von neun Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses stimmen für eine Straffung in diesem Umfang. Ein Währungshüter votierte allerdings dafür, am Leitzins nicht zu rütteln. Er warnte vor einer scharfen Eintrübung der Nachfrage infolge der gestiegenen Rohstoffpreise.
Die etwas vorsichtigeren Aussagen der Notenbank zu weiteren möglichen Zinserhöhungen belasteten das Pfund Sterling. Die britische Währung verbilligte sich um jeweils ein knappes halbes Prozent auf 1,3100 Dollar beziehungsweise 1,1859 Euro. “Der Ukraine-Krieg hat die Notenbank nicht von der Inflationsbekämpfung abgehalten”, kommentierte Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe die Beschlüsse. Hinsichtlich weiterer Zinsanhebungen habe die Notenbank allerdings kalte Füße bekommen. “Eine Zinspause im Mai ist deshalb wahrscheinlicher geworden.”
Die Bank von England rechnet nun damit, dass die Inflation im April acht Prozent erreichen könnte. Damit läge sie viermal so hoch wie die Zielmarke der Notenbank von zwei Prozent. Die neue Prognose liegt fast einen ganzen Prozentpunkt über der Vorhersage der Währungshüter aus dem vergangenen Monat. Die Notenbank warnte zudem, die Inflation werde womöglich im späteren Jahresverlauf ein noch höheres Niveau erreichen. Russlands Invasion der Ukraine führe wahrscheinlich dazu, dass der globale Inflationsdruck in den kommenden Monaten deutlich zunehmen werde.
BANK VON ENGLAND SCHLÄGT VORSICHTIGERE TÖNE AN
Die Pfund-Wächter äußerten sich zu weiteren Zinsschritten zurückhaltender als noch zuletzt. “Der Ausschuss urteilte, dass eine weitere bescheidene Straffung in den kommenden Monaten angebracht sein könnte”, erklärte die Notenbank, Es gebe aber Risiken für diese Einschätzung, je nachdem, wie sich der mittelfristige Ausblick entwickele. Noch im vergangenen Monat hatten die Währungshüter davon gesprochen, dass eine weitere bescheidene Straffung wahrscheinlich angemessen sei. Eine Mehrheit von ihnen begründete die nun dritte Anhebung innerhalb weniger Monate mit der Gefahr, dass sich die jüngsten Trends bei Lohnsteigerungen und Teuerung in den Erwartungen festsetzen könnten.
Die britische Notenbank hatte im Dezember als erste der großen Zentralbanken seit Beginn der Corona-Pandemie den Zins angehoben. Ein weiterer Zinsschritt folgte im Februar. Am Mittwoch vollzog auch die US-Notenbank Fed die Zinswende und hob den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertel Punkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent an. Es ist die erste Straffung seit Ende 2018 und dürfte der Auftakt für weitere Zinsanhebungen der Fed in diesem Jahr sein.
In der Euro-Zone ist die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht so weit. EZB-Präsidentin Christine Lagarde sagte am Donnerstag in Frankfurt, die EZB bleibe mit Blick auf die Folgen des Ukraine-Krieges bei der Ausrichtung ihres Kurses wachsam. Es würden notfalls alle notwendigen Schritte eingeleitet, wenn sich die Folgen des Konflikts verschärften und die Konjunkturerholung abzuwürgen drohten. Es gibt auch Stimmen in der Euro-Notenbank, die eine Zinsanhebung in diesem Jahr für möglich halten: EZB-Ratsmitglied Klaas Knot dringt angesichts der Entwicklung auf ein Ende der Anleihenkäufe im Sommer und schließt zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr nicht aus.