Ukraine-Krieg trifft deutschen Arbeitsmarkt bisher kaum

Nürnberg (Reuters) – Der Ukraine-Krieg und damit verbundene Lieferprobleme und hohe Energiepreise zeigen auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) bisher kaum Spuren.

“Krieg und Flucht schlagen sich derzeit nicht in der Arbeitslosigkeit nieder”, sagte BA-Vorstand Daniel Terzenbach am Donnerstag in Nürnberg. Die BA stelle sich aber darauf ein, dass Betriebe wieder vermehrt zur Kurzarbeit griffen. Für die Behörde wirft das finanzielle Probleme auf. Bereits jetzt steuert die BA laut Terzenbach zum Jahresende auf ein Defizit von etwa 3,5 Milliarden Euro zu. Anders als im vorigen Jahr hat der Bund für dieses Jahr nur ein Darlehen und keinen Zuschuss vorgesehen – womit die BA mit einem Defizit ins Jahr 2023 starten müsste.

“Nach überwiegender Einschätzung der Agenturen vor Ort wird sich der Ukraine-Krieg wegen zunehmender Lieferengpässe und der deutlich erhöhten Energiepreise vor allem in der Kurzarbeit niederschlagen”, sagte Terzenbach. “Kündigungen oder Insolvenzen spielen demnach nur eine sehr untergeordnete Rolle aktuell.”

Im März ging die Arbeitslosenzahl laut BA um 66.000 auf 2,362 Millionen zurück. Das waren 465.000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Prozentpunkte auf 5,1 Prozent. Der Rückgang der Arbeitslosenzahl fiel damit etwas stärker aus als sonst mit Beginn der Frühjahrsbelebung üblich. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen ging die Erwerbslosenzahl laut BA um 18.000 zurück. Im Januar gab es demnach rund 34,17 Millionen sozialabgabenpflichtig Beschäftigte – laut Terzenbach so viele wie noch nie in einem Januar.

Terzenbach plädierte dafür, finanzielle Unterstützung für Ukraine-Flüchtlinge und deren Jobberatung in den Jobcentern in eine Hand zu legen. Das wäre so, wenn Geflüchtete Anspruch auf die Grundsicherung für Erwerbsuchende (Hartz IV) hätten. Derzeit fallen sie aber unter das Asylbewerberleistungsgesetz. Vorrangig seien derzeit Unterkunft und Kinderbetreuung für die Geflüchteten, von denen fast die Hälfte Kinder seien, sagte Terzenbach. “Der Arbeitsmarkt ist sehr aufnahmefähig, der Arbeitskräftebedarf ist sehr hoch”, fügte der BA-Vorstand hinzu.

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