(Reuters) – In der Ukraine verlagern sich die Kämpfe nach dem Abzug russischer Truppen aus dem Großraum Kiew zunehmend in den Osten des Landes.
Der Beschuss von Städten im Osten und Süden halte an, twitterte das britische Verteidigungsministerium am Freitag auf Basis von Informationen des Militärgeheimdienstes. Die russischen Truppen rückten von der ostukrainischen Stadt Isjum, die unter ihrer Kontrolle sei, nach Süden vor. Nach Einschätzung des ukrainischen Militärs ist das nächste Hauptziel der russischen Truppen, die vollständige Einnahme der eingeschlossenen Hafenstadt Mariupol im Südosten. Auch am Freitag sollte wieder versucht werden, Zivilisten aus Kampfgebieten über Fluchtkorridore zu evakuieren. In Kiew wird EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu Gesprächen mit ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj erwartet.
Russland hatte am Donnerstagabend erstmals schwere Verluste seit der am 24. Februar gestarteten Invasion eingeräumt. “Wir haben bedeutende Verluste bei den Truppen und das ist eine große Tragödie für uns”, sagte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow. Nach den Vorwürfen von Kriegsverbrechen im Kiewer Vorort Butscha gibt es nach Angaben Selenskyjs ähnliche Vorfälle im Vorort Borodjanka. Es sei dort furchtbarer als in Butscha, sagte er ohne dies zu belegen. Ukrainische Behörden befürchten, Hunderte Menschen seien getötet worden. Russland weist alle Vorwürfe von Gräueltaten seiner Truppen zurück und spricht von westlicher Propaganda. Reuters kann die Angaben zunächst nicht überprüfen.
NATO WILL UKRAINE SCHWERE WAFFEN LIEFERN
Die UN-Vollversammlung hatte am Donnerstagabend entschieden, die Mitgliedschaft Russlands im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen wegen der Vorwürfe zu suspendieren. Die Nato beschloss, der Ukraine mehr und auch schwerere Waffen zu liefern. Die Europäische Union einigte sich am Donnerstagabend auf neue Sanktionen gegen Russland. Demnach werden unter anderem Kohle-Importe aus Russland gestoppt.
Unterdessen gibt es auch Hinweise auf mögliche Kriegsverbrechen aufseiten der Ukraine. Auf einem im Internet und von Reuters verifiziertem Video ist zu sehen, wie ukrainische Soldaten westlich von Kiew einen schwer verwundeten russischen Soldaten erschießen.
Seit Beginn des russischen Angriffs sind mehr als vier Millionen Menschen ins Ausland geflohen, Tausende wurden getötet oder verletzt. Ein Viertel der Ukrainer hat das Zuhause verloren, mehrere Städte sind zerstört. Die US-Regierung will Beweismaterial zusammentragen, um Russland und seinen Präsidenten Wladimir Putin vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen.